Warmwasserbereitung – gerne komfortabel, aber auch nachhaltig
Jeden Tag verbraucht jeder Bundesbürger durchschnittlich rund 127 Liter Wasser. Etwa 36 Prozent davon für die Körperpflege, also Baden, Duschen und Waschen (Quelle: co2online). Pro Jahr macht das fast 16.700 Liter Wasser aus, die vor dem Baden, Duschen oder Waschen aufgeheizt werden müssen. Dafür brauchen wir Energie. Und zwar eine ganze Menge, wenn wir den Energiebedarf für die Warmwasserbereitung einmal in Relation zum Heizwärmebedarf setzen: Untersuchungen des Messdienstleisters insta oder von co2online gehen für die Warmwasserbereitung in Mehrfamilienhäusern von 10 bis 11 Kilowattstunden Energie pro Quadratmeter und Jahr (kWh/m²a) aus. In Ein- und Zweifamilienhäusern sind es gut 9,2 kWh/m²a (Quelle: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung; BBSR). Zum Vergleich: Der Heizwärmebedarf eines Neubaus auf KfW 40-Niveau liegt bei etwa 24 kWh/m²a. Das heißt: Warmwasser macht in einem solchen Haus fast 40 Prozent des Energieverbrauchs aus!
Wenn Ihr Energie sparen wollt, senkt Ihr also idealerweise Euren Warmwasserverbrauch. Das wirkt sofort. Oder Ihr schaut Euch gerade bei einem Neubau oder beim Heizungstausch vorher genau an, welche Warmwassermengen Ihr pro Tag etwa benötigt und wie der Energiebedarf dafür am effizientesten gedeckt werden kann. Das wirkt nachhaltig.
Welche Varianten zur Warmwasserbereitung gibt es eigentlich?
Die Art der Warmwasserbereitung ist genauso individuell und vielfältig wie die Architektur der Häuser, in denen Ihr wohnt. Generell lassen sich aber drei Varianten unterscheiden:
- die dezentrale Warmwasserbereitung über Heißwassergeräte (oft direkt an der Zapfstelle) oder Durchlauferhitzer.
- die zentrale Warmwasserbereitung, für die meist im Keller nahe zum oder sogar im Wärmeerzeuger ein spezieller Speicher installiert ist, oder
- die dezentrale Warmwasserbereitung über Wohnungsstationen, die von der zentralen Heizung aus mit Wärme versorgt werden.
Jede der Varianten hat Vor-, aber auch Nachteile. Die älteste davon ist übrigens die dezentrale Warmwasserbereitung über Heißwassergeräte. Denn damals, so um die vorletzte (!) Jahrhundertwende, gab es in den Häusern nur ein Rohrleitungsnetz für Kaltwasser. Entsprechend wurde ganz einfach an der Entnahmestelle im Bad oder in der Küche ein Heißwassergerät installiert und bei Bedarf meist mit Gas beheizt. Das bekannteste Gerät aus jener Zeit, und bis weit in die 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts hinein, ist zweifellos der „Warmwasser-Geyser“ von Vaillant.
Mit dem Siegeszug der Zentralheizung wanderte die Warmwasserbereitung dann aber schnell in den Keller. Die Zapfstellen werden bei der zentralen Warmwasserversorgung über ein eigenes, je nach Gebäude durchaus weitläufiges Rohrleitungsnetz bedient. Wohnungsstationen, die ihre Energie ebenfalls von der Heizung im Keller beziehen, brauchen hingegen nur in der Wohnung oder auf der Etage ein eigenes Rohrleitungsnetz zu den Zapfstellen. Denn die Warmwasserbereitung geschieht bei dieser Technik über einen in die Station integrierten Wärmetauscher.
Ein erstes Zwischenfazit: Für die zentrale Warmwasserbereitung müssen deutlich mehr Rohrleitungen installiert werden als bei der dezentralen.
Was hat Warmwasserbereitung mit Energieeffizienz zu tun?
Wie viel Energie für die Warmwasserbereitung benötigt wird, hängt direkt mit den unterschiedlichen Varianten der Warmwasserbereitung zusammen. Denn bei der zentralen Warmwasserbereitung müssen Abstrahlverluste des Speichers und durch die teilweise langen Verteilwege in Kauf genommen werden. Selbst bei vorschriftsmäßiger Dämmung kann das 8 bis 10 W pro Meter Rohrlänge ausmachen. Im Jahr entspricht das immerhin einer Wärmemenge von 70 bis 88 kWh (Quelle: Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen). Dafür lässt sich die Energie wesentlich leichter und nachhaltiger beispielsweise über eine Luft/Wasser-Wärmepumpe erzeugen. Die macht aus einer Einheit Strom im Durchschnitt mindestens drei Einheiten Nutzenergie – ist also sehr umweltfreundlich.
Wohnungsstationen, die ebenfalls zentral über eine ressourcenschonende Luft/Wasser-Wärmepumpe oder ein Hybridsystem versorgt werden, punkten mit deutlich geringeren Wärmeverlusten als zentrale Warmwassersysteme. Denn hier gibt es nur die Wärmeverluste der Anbindeleitungen zur Zentralheizung sowie der Verteilleitungen in der Wohnung oder auf der Etage.
Bei elektrischen Heißwassergeräten oder Durchlauferhitzern nahe zur Zapfstelle entfallen die Bereitstellungs- und Verteilverluste fast komplett. Außerdem ist der Installationsaufwand deutlich geringer. Weil mit Strom arbeitend, haben diese Warmwasserbereiter aber im Vergleich zur Wärmepumpe einen vergleichsweise schlechten Wirkungsgrad: Sie können den Strom nur im Verhältnis 1:1 in Nutzenergie umsetzen.
Ein zweites Zwischenfazit: Zentrale Wärmelösungen lassen sich einfacher mit regenerativen Wärmeerzeugern, wie Luft/Wasser-Wärmepumpen, realisieren. Bei dezentralen Elektro-Lösungen solltet Ihr für eine nachhaltige Warmwasserbereitung also auf einen möglichst hohen Ökostrom-Anteil Eures Energieversorgers achten.
Was ist die beste Möglichkeit der Warmwasserbereitung?
Vorab: Eine auf jedes Gebäude und jeden Nutzer passende „beste Möglichkeit“ der Warmwasserbereitung gibt es nicht. Dafür sind die Warmwassersysteme in den Häusern – Altbau oder Neubau, Einfamilienhaus oder Hochhaus, zentrale oder dezentrale Warmwasserbereitung – wie die individuellen Anforderungen – Single-Haushalt oder Großfamilie, Spar-Duscher oder Wellness-Genießer – viel zu unterschiedlich. Umso wichtiger ist es, sich beim Bau eines neuen Hauses oder bei einer Sanierung rechtzeitig Gedanken über ein passendes Warmwasserkonzept zu machen.
In Neubauten ist es in der Regel einfach, von Anfang an eine zentrale Warmwasserbereitung mit regenerativen Wärmeerzeugern, wie einer Luft/Wasser-Wärmepumpe oder bei höheren Bedarfen sogar einer eigenen Brauchwasserwärmepumpe, vorzusehen. Um die Verteilverluste zu reduzieren, werden die Rohrleitungen möglichst schlank ausgelegt und gut gedämmt. Ein „Geheimtipp“ sind hier übrigens für größere Gebäude Inliner-Systeme mit innenliegender Zirkulation. Die brauchen weniger Platz und haben eine wesentlich geringere Wärmeabstrahlung. In größeren Gebäuden müssen bei der zentralen Warmwasserbereitung allerdings auch noch bestimmte Hygieneregeln beachtet werden. Die Warmwassertemperatur darf zum Beispiel im ganzen System nicht unter 55 °C absinken. Das kostet zusätzlich Energie.
Wird nachträglich ein Durchlauferhitzer installiert, um eine zusätzliche Warmwasserquelle zu schaffen, ist darauf zu achten, dass das elektrische Netz für die entsprechende Leistung ausgelegt ist. Bitte fragt also vorher den Elektriker!
Soll in einem größeren Gebäude, wie einem Mehrfamilienhaus, die Wärme- und Warmwasserversorgung in allen Wohnungen verbessert werden, können wiederum zentral (beispielsweise über eine Wärmepumpe) versorgte Wohnungsstationen die technisch und wirtschaftlich günstigste Lösung sein. Sie werden beispielsweise im Austausch anstelle der alten Gas-Etagenheizung installiert. So können die bestehenden Versorgungsleitungen weiter genutzt werden. Alternativ ist es möglich, die Anbindeleitungen in dem dann nicht mehr genutzten Kamin zu verlegen. Die Sanierungsarbeiten sind in beiden Fällen vergleichsweise schnell erledigt. Und auch hier ist es ganz einfach möglich, regenerative Energien wie beispielsweise Wärmepumpen als Wärmequelle zu nutzen, deren Installation vielleicht sogar durch attraktive Programme der Bundesregierung finanziell gefördert wird.
Welche dieser Varianten zur Warmwasserbereitung würdet Ihr denn bevorzugen? Teilt gerne mit uns im Blog Eure Erfahrungen oder Tipps und Ratschläge, wie Ihr Warmwasser verbraucht und welche Erfahrungen Ihr mit den verschiedenen Systemen vielleicht schon gemacht habt. Wir freuen uns auf einen spannenden Austausch!